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Greyhoundsperre - die Wahrheit

Hier werden Infos über Behandlung bei Greyhoundsperre, Verletzungen, etc. eingestellt.
Meine persönliche Meinungsäußerung dazu findet man unten.

Nun zu den Fakten, die u.a. von der tiermedizinischen Klinik der Ohio-State-University gegenbestätigt wurden. Diese Klinik befasst sich neben der spezialisierten Behandlung von Greyhounds auch im Schwerpunkt mit Forschung zum Thema.

Greyhoundsperre:

Greyhounds verbrennen anaerob.
Die anaerobe Verbrennung bedeutet, dass die Glykogenspeicher der Muskelzellen sozusagen "leer gebrannt" werden, wenn der Grey läuft. Läuft er dann in dem entleerten Zustand weiter, zum Beispiel bei einer Jagd oder einer zu langen Tobe-Einheit, kommt es zu einer Übersäuerung in den Muskelzellen und zu einer Zellzerstörung. Das ist die Greyhoundsperre, auch manchmal nach dem Symptom Myoglobinurie benannt.
Die Muskelzellzerstörung - das Herz ist auch ein großer Muskel! - führt in der Regel zu einer Rotfärbung des Urins innerhalb von ca. 20 - 30 Minuten nach dem Ereignis. Die Farbe des Urins wird vom roten Muskelzellfarbstoff der geschädigten Zellen verursacht. Durch die Zellschädigung gelangt der Farbstoff in die Blutbahn, wird über die Nieren ausgeschieden und führt zu einer Rotfärbung des Urins (Myoglobinurie). Nach der Rotphase kommt die Braunfärbung. Nach unterschiedlichen Zeitspannen, je nach Schwere der Schädigung und je nach Zustand des Hundes inklusive seiner Stoffwechselfunktionen, erlangt der Urin seine gute gelbe Färbung wieder. Wer nun glaubt, dass keine Greyhoundsperre vorlag, befindet sich im folgenschweren Irrtum! Nur die freigewordenen Farbstoffe wurden über die Nieren ausgeschieden, mehr sagt der nun wieder erfreulich gelbe Urin nicht aus. Die Zellreste der zerstörten Muskelzellen sowie die Säuren müssen auch noch abtransportiert und abgebaut werden und gelangen teilweise zu den Nieren, die buchstäblich verstopfen können. Hier wird in einer sehr bildlichen Sprache geschrieben, damit die Vorgänge im Hund von jedem Greyhoundfreund nachvollzogen werden können.
Als Therapie nach Greyhoundsperre sind also zwei Dinge sehr wichtig.
Erstens müssen die Nieren stark gespült werden, um Spätschäden durch den mit dem Blut angeschwemmten starken Säureanfall und die herauszufilternden Stoffe zu vermeiden.
Zweitens müssen dem Hund Basen zur Neutralisierung der Säuren zur Verfügung gestellt werden, damit der pH-Wert des Blutes im überlebenswichtigen physiologischen Bereich gehalten werden kann.
Der schnellste (Schnelligkeit ist bei der Sperre ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Therapie) Weg, Basen zur Verfügung zu stellen, ist der Weg über das Blut.
Infusionen sind das Mittel der Wahl, weil ja genügend Spülflüssigkeit für die Nieren benötigt wird und dazu noch Basen in ausreichender Menge zur Bewältigung des Säureanfalls.
Jetzt kann man den Leberstoffwechsel des gesunden Hundes nutzen, der aus einem mmol Lactat ein mmol Bicarbonat herstellt. Bekannte Leberwerte sind im Falle der Sperre hilfreich!
Über diesen sozusagen indirekten Weg kann dem Hund innerhalb der kürzestmöglichen Zeit die größte Menge an Basen über die Blutbahn zur direkten Verwertung zur Verfügung gestellt werden. Deshalb sind nach Greyhoundsperre mindestens ein Liter, besser noch zwei Liter Ringerlactat-Lösung so zeitnah wie möglich intravenös zu verabreichen. Zwei Liter werden gerne auf ca. drei Stunden Infusionszeit aufgeteilt.
Warum nun aber Lactat, eine Säure geben, wenn der Hund doch schon so stark übersäuert ist?
Es ist nicht möglich eine hochkonzentrierte basische Infusionslösung stabil herzustellen.
Also nutzt man den "Trick" über den Leberstoffwechsel sehr schnell eine Säure in eine Base umwandeln zu können und gibt Lactat in Ringerlösung, die zusätzlich noch nützliche Elektrolyte enthält.
Das Problem ist, dass die meisten Greyhoundbesitzer, schlimmer noch die sogenannten Tierschützer, von diesen Stoffwechselvorgängen wenig bis gar nichts wissen.
Auch nicht alle Tierärzte wissen darüber Bescheid, die Greyhoundsperre stellt ja auch ein in Deutschland sehr selten auftretendes Problem dar. Selbst wenn im Studium darüber etwas gelehrt worden wäre, wäre es nur zu verständlich, wenn es irgendwann in Vergessenheit geriete.
Der geneigte Greyhoundbesitzer bereitet sich nun idealerweise vor auf die Situation der Sperre.
Mit ca. 15 - 20 Euro alle zwei oder drei Jahre kann zwei Liter Ringerlactat-Infusionslösung erworben und im Auto mitgeführt werden. Im Fall der Fälle hat man dann das Erstehilfepräparat vor Ort verfügbar. Man spart sich unter Umständen den Weg in eine weit entfernte Klinik, die Ringerlactat vorrätig haben, und kann direkt mit dem Tierarzt vor Ort die nach aktuellem Stand der Tiermedizin einzig vernünftige Therapie der Greyhoundsperre sofort ohne Zeitverlust einleiten.
In einer Klinik kostet eine Behandlung der Sperre um die 200 €, die Blutbestimmungen, Infusionen und Schmerzmittel enthalten.
Die Blutbestimmungen sind bei eindeutiger Symptomlage wie sperrigem oder staksigem Gang, Myoglobinurie (farbiger Urin wie oben beschrieben) und vermeintlicher Schwäche (starke Schmerzen!!!) des Hundes schon beinahe überflüssig. Wer Geld einsparen möchte spart lieber an den Blutwerten, aber bitte nicht an den Infusionen!
Noch einmal: Die Infusionen verhindern Spätschäden bzw. reduzieren Spätschäden. Damit sind hauptsächlich Nieren- und Herzschäden gemeint.
Wenn nun gefragt wird: Ja, aber die Muskeln haben doch genug Säure, Lactat, gebildet, warum dann noch was per Infusion zuführen? Dann kann ich nur antworten: Gute Frage, mitgedacht. :-)
Das von den Muskeln produzierte Lactat liegt nicht direkt in der Blutbahn vor, sondern in den Zellzwischenräumen bei einer Sperre. Von dort muss es über die Lymphe in die Blutbahn zurückgelangen, was einige Zeit dauern kann. Der Mensch kennt das von mehrtägigem Muskelkater.
Es dauert seine Zeit, bis der Körper die Säuren neutralisiert, abgebaut und ausgeschieden hat.
Und solange hat der Greyhound starke Schmerzen!!! Bei der Sperre kommen ja noch die unter Umständen massiven Zellschädigungen hinzu, die ebenfalls sehr starke Schmerzen verursachen.

Der geneigte Greyhoundfreund ist oder war also aus meiner Sicht ein im für den Greyhound besten Fall ein Leistungssportler, um für seinen Freund nun genügend Verständnis und Geld für die Therapie aufbringen zu können.

Hier meine persönliche Meinung:
Es grassieren derart viele schlechte und medizinisch falsche angeblich gute Therapiepläne im Internet bzw. bei den Greyhoundvermittlern, den angeblichen TierSCHÜTZERN, dass es mich schlicht graust.
Besonders was die Behandlung der Sperre anbetrifft bin ich entsetzt, welche organischen Spätfolgen durch Unwissenheit und grobe Fahrlässigkeit in Kauf genommen werden, die dann auch noch einem angeblichen früheren Doping o.ä. zugeschrieben werden.
Humanmedizinisch ist die Azidosetherapie auf den Intensivstationen recht eindeutig. Die Nutzung des Lebermetabolismus ist das entscheidende Stichwort dazu.
Selbst lesen und lernen hilft.
Ja, ich bin unglaublich entsetzt darüber, was den Greys von den angeblichen "Gutmenschen" so häufig angetan wird. "Heiligkeit" und Unwissenheit gepaart mit dem Glauben, sowieso schon alles zu wissen, stellen für die Gesundheit der Greyhounds eine enorme Gefahr dar.
Die Gefahr besteht hauptsächlich darin, dass diese angeblichen Greyhoundretter sich der Gefahr nicht bewusst sind.
Das gilt neben der Nichtbehandlung der Sperre auch für die Nichtbeachtung der Trainingsnotwendigkeit für einen pensionierten Leistungssportler.
Auch einer meiner Greyhounds konnte anfänglich nichts mit einer Wiese anfangen. Ich hätte das als Laufunlust deuten können.
Bei ihm lag seine vermeintliche Laufunlust zum einen daran, dass er bis zu seiner Adoption ein Leben zwischen Laufband, kennel, race track, Laufband, kennel, Laufband, kennel, race-track, kennel, usw. geführt hatte. Zum anderen lag es daran, dass ich ihn mit spanischen Windhunden an einen Auslauf gewöhnen wollte. Mein Grey war aber das Mobben der Spanier nicht gewöhnt und reagierte mit hochgradigem Stress auf diese Zusammentreffen.
Also lief er nicht gerne. Oder gar nicht.
Erst als er seine Wiese erhielt fing er an seine Freudenrunden zu drehen!
Mit einem anderen Grey ging es natürlich noch viel besser. :-)
Zum Auslauf hat Electra ja schon was geschrieben. ;-) Also soll die Meinungsäußerung hier auch enden.





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